Digitale Zwillinge in Produktion & Lieferkette – mit Johannes Fuhrmann #229
Datenräume, Standards und Datensouveränität für die Industrie der Zukunft
02.09.2025 34 min Tobias Herwig
Zusammenfassung & Show Notes
Wie können produzierende Unternehmen mit digitalen Zwillingen ihre Effizienz steigern, neue Geschäftsmodelle erschließen und Nachhaltigkeit fördern? In dieser Episode spricht Johannes Fuhrmann, Head of Strategic Business Development bei Arvato Systems, mit Podcast-Host Tobias Herwig über die Potenziale und Herausforderungen von Digital Twins in Produktion und Lieferketten.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Daten über Unternehmensgrenzen hinweg nutzbar gemacht werden können, um Automatisierung, Effizienz und Circular Economy Realität werden zu lassen:
- Von der Logistik zur Digitalisierung: Wie Johannes Fuhrmann zum Thema digitale Zwillinge kam
- Definition & Varianten: Digitaler Schatten, digitales 3D-Modell und digitale Mehrlinge
- Praktische Use Cases: Produkte bringen Bearbeitungsanweisungen selbst mit
- Datenintegration in der Produktion: QR-Code, Edge-Computing & Asset Administration Shell
- Lieferketten & Netzwerke: Effizienzsteigerung durch Datenteilung und Standards wie Manufacturing X
- Der europäische Weg: Chancen und Herausforderungen im internationalen Wettbewerb und im Kontext von Regulierung
- Nachhaltigkeit & Circular Economy: Digitale Produktpässe und Ressourceneffizienz
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Transkript
Hallo und herzlich willkommen.
Fabrik der Zukunft.
Der Podcast für Inspiration aus Produktion
und Logistik Mit cleveren Konzepten und
smarten Technologien für deine Fabrik.
Mein Name ist Tobias Herwig.
Schön, dass du wieder mit dabei bist,
wenn es darum geht, die Fabriken
von heute nach vorne zu bringen.
Heute reden wir über digitale
Zwillinge in der Fabrik Wir reden
über die Mehrwerte und Anwendungsfälle
für produzierende Unternehmen.
Aber wir schauen uns auch die Lieferketten
und die Produktionsnetzwerke an.
Wir reden darüber, wie man Daten
gemeinsam nutzen kann und vor allem
auch maximal davon profitiert.
Und wie das Ganze am Ende dann auch
Nachhaltigkeit und eben auch die
Circular Economy möglich macht.
Und eine lieferkettenübergreifende
Effizienzsteigerung bringt.
Über all diese Themen rede ich
heute mit Johannes Vormann.
Er ist Head of Strategic Business
Development bei der Avato Systems.
Er ist dort unter anderem für das
ganze Thema Industrie 4.0 und auch die
digitalen Zwillinge verantwortlich.
Er war davor unter anderem in der
Schnittstelle zwischen Business und IT
bei Velux und auch bei Deloitte tätig
Und jetzt ist er bei Avato Systems.
Avato Systems ist ein international
agierender IT-Dienstleister.
Mit Schwerpunkt auf die
digitale Transformation und
gehört zum Bertelsmann-Konzern.
Hallo Johannes, willkommen im Podcast.
Hi Tobias, vielen Dank.
Wir reden heute über digitale
Zwillinge und ich weiß, das ist ein
leidenschaftliches Thema für dich.
Und deswegen als allererstes die
Frage, wie bist du zu dem Thema
digitaler Zwillinge gekommen?
Ja, es ist definitiv und wie so
oft mehr zufällig eigentlich.
Ich habe damals angefangen meine
berufliche Karriere mit einer
Ausbildung in der Logistik.
Da ging es schon relativ viel um Prozesse
und das mit den digitalen Zwillingen ging
dann eigentlich in einer Beratung los
rund um das Thema Blockchain tatsächlich.
Also über den Dreh bin ich dazu
gekommen, wie kann man in digitalen
Zwillingen Informationen abspeichern,
die vielleicht auch unveränderbar sind.
Das war damals das große Trendthema
das Das hat sich sicherlich noch
ein bisschen gestreckt wird ja auch
heute noch diskutiert wie so viele
Trendthemen, die nicht direkt umgesetzt
werden, vielleicht wieder Hype das
dann doch Glauben machen möchte.
Und da fing das Ganze an und seitdem hat
es mich eigentlich nicht mehr losgelassen
und ist auch der große rote Faden, den ich
in digitaler Transformation generell sehe.
Wir müssen ja abbilden was in der
realen Welt passiert im digitalen Raum.
Und da eignen sich digitale
Zwillinge natürlich ganz gut dafür.
Ja
super.
Jetzt digitale Zwillinge ist so ein
Buzzword, ähnlich wie Blockchain, der
ja auch schon eine Weile rumgeistert
und trotzdem habe ich immer wieder das
Gefühl, die Leute wissen eigentlich
gar nicht so richtig, was digitale
Zwillinge ist oder vielleicht auch
nicht ist und vor allem haben sie auch
ganz unterschiedliche Vorstellungen.
Was würdest du sagen, was
ist ein digitaler Zwillinge?
Ja,
die Definitionsfrage ist ganz wichtig
und ich glaube, jeder hat eine
gewisse Idee davon, was der digitale
Zwilling für ihn bedeutet und das auch
grundsätzlich erstmal genau richtig.
Eine große Unterscheidung würde ich
schon aufmachen und zwar die zwischen
dem Abbild, dem wirklichen Zwilling, also
auch dem 3D-Modell, das Simulationsmodell
und etwas, was ich jetzt vielleicht
dann digitalen Schatten nennen würde,
also sprich mehr der Lebensakte des
Produktes die Die Informationen von
der Geburt, also von der Produktion
bis zur Beerdigung quasi, bis zum
Recycling am Produkt dokumentieren
und für andere auch zugänglich machen.
Das ist ja das Wichtige daran.
Ja, digitaler Schatten
ist ein schöner Begriff.
Das heißt, eigentlich gibt es eigentlich
auch nicht nur einen digitalen Zwilling,
sondern ich habe mal den Begriff
gehört, das sind eigentlich digitale
Mehrlinge die ich irgendwo habe.
Was für Varianten und was für
Ausprägungen gibt es denn da?
Also du hast jetzt schon ein, zwei
Beispiele genannt, vielleicht können
wir das noch ein bisschen größer machen.
Ja, absolut.
Also gerade im Zusammenspiel mit
anderen Firmen wird dann der digitale
Mailing, finde ich auch einen ganz guten
Begriff, wird dann definitiv wichtig.
Anfangen tut es ja meistens
erstmal Firmen intern.
Da ist dann sicherlich der digitale
Schatten erstmal eine Möglichkeit zu
schauen, okay, wo ist mein Produkt
eigentlich gewesen, an welchen Maschinen,
mit welchen Produktionsdaten Welche
Energieverbräuche auch potenziell das
geht ja dann potenziell auch in Richtung
digitalen Produktpass und ähnliches,
das kann ich erstmal mitschneiden und
halt auch Einzelstück basiert auswerten
Das ist ja grundsätzlich schon mal
ein Paradigmenwechsel, nicht mehr in
der Produktkategorie zu denken, wie
in einem PLM klassischerweise Sondern
wirklich auf der Einzelstückebene zu
schauen und nochmal interessanter wird
das Ganze dann, wenn ich anfange mit
diesen digitalen Zwillingen halt auch
Daten zu tauschen, also vielleicht von
den Zulieferern meines Produktes oder
auch mit Endkunden, die mein Produkt
später mal nutzen und da kommt es dann
insbesondere auf Interoperabilität an,
das ist da an der Stelle das Wichtigste,
wo sich jetzt ja auch Projekte auf die
wir sicherlich später nochmal kommen,
wie Manufacturing X und so jetzt auf
den Weg machen, sowas dann herzustellen.
Ja, das greifen wir auf jeden Fall auf,
weil FactoryX und all diese Initiativen
sind super spannend mit großem Potenzial.
Du hast jetzt schon gesagt, man
kann so ein bisschen unterscheiden,
einerseits so digitale Zwillinge in
einem produzierenden Unternehmen und
nachher in der Lieferkette und das finde
ich schon eine gute Unterscheidung.
Jetzt lassen wir uns mal ganz bewusst mit
dem Erstrat starten mit Anwendungsfällen
in einem produzierenden Unternehmen, um
dann nachher auch das Produktionsnetzwerk
oder die Lieferkette anzuschauen Und
uns dann dort Use Cases zu betrachten.
Wenn wir uns ein einzelnes Unternehmen
anschauen, was würdest du sagen,
wo profitiert da ein produzierendes
Unternehmen von einem digitalen Zwilling?
Also auf der Meta-Ebene würde
ich sagen, durch Automatisierung.
Am Ende des Tages bietet mir der
digitale Zwilling am Produkt ja die
Möglichkeit, dass das Produkt sich selber
beschreibt, ausweist, Handlungsanweisungen
dabei hat und so weiter und so fort.
Und das kann ich natürlich in
der Produktion an erster Stelle
wunderbar umsetzen Also diese Vision
der dunklen Fabrik wird definitiv
auch digitale Zwillinge benötigen.
Wenn ich keine Mitarbeiter mehr in der
Produktion habe, irgendwann mal, falls
das so weit kommen sollte, oder sagen
wir mal weniger vielleicht, dann ist
der digitale Zwilling ganz entscheidend
dass er der Maschine mitteilt, was bin
ich, wie muss ich bearbeitet werden
und wo muss ich als nächstes hin.
Was heute klassische MES-Funktionalität
ist, Prozessverriegelung und ähnliches
kommt dann vom Produkt selbst eigentlich.
Und was ist da
der Vorteil oder was würdest
du sagen, wie profitiert das?
Dann produzieren das Unternehmen davon,
dass es Dinge automatisieren kann, die
ja vorher nicht automatisierbar waren?
Ja, also Automatisierung ist ja immer der
erste Hebel erstmal, um Kosten zu sparen.
Das ist immer das
Wichtigste, würde ich sagen.
Gleichzeitig habe ich aber
ja natürlich viel mehr
Variantenvielfalt die möglich wird.
Also wenn sich Prozesse autonom steuern,
Habe ich Auslastungsoptimierung, ich kann
viel individueller Produkte bearbeiten und
Lotsize One kostet immer viel Kapazität.
Je besser ich das organisiert
und automatisiert bekomme, desto
mehr kann ich da auch anbieten.
Ja, sehr schön.
Ich meine, das Thema Flexibilität
in der Produktion, gerade Umgang
mit großer Varianz dann auch im
Kontext von Automatisierung, ist
was was ja... Gerade ein ganz, ganz
wichtiges Thema für viele produzierende
Unternehmen ist gerade in Deutschland.
Du hast jetzt schon so ein bisschen
angefangen zu sagen, was so ein Use Case
ist, weil das finde ich immer wichtig,
dass wir konkrete Anwendungsfälle
uns mal anschauen, die dann mit so
einem digitalen Zwilling möglich sind.
Ein Anwendungsfall war jetzt zu
sagen, okay, das Produkt bringt
seine Arbeitsanweisung quasi mit.
Kannst das mal ein bisschen
konkretisieren Wie sieht sowas aus?
Wie kann man sowas umsetzen?
Ja
Auf jeden Fall.
Also unterschieden wird ja in
Capabilities und Skills, also welche
Fähigkeiten bringt das Produkt mit
und welche Skills werden benötigt.
Und das ist eigentlich eine beliebig
erweiterbare Produktbeschreibung.
Also ich kann Arbeitspläne am Produkt
hinterlegen, ich kann... CNC-Profile am
Produkt hinterlegen, was auch immer der
Anwendungsfall ist, und das ist auch
so, hattest du jetzt explizit gefragt,
ein bisschen Fluch und Segen des Themas
gleichzeitig, weil ich am Ende des
Tages fast alles damit abbilden kann.
Der Der Der digitale Zwilling
ist nicht unbedingt ein Produkt,
sondern es ist Paradigmenwechsel,
wie ich mit Produktdaten umgehe.
Von der Logik wie eben schon kurz
angerissen, was habe ich für Produkt
Typen die ich produziere, denen ich
Regeln mitgebe, denen ich irgendwie
Anweisungen mitgebe, hin zu was mache
ich jetzt mit diesem einzelnen Produkt
und wir haben schon Anwendungsfälle
gesehen, die so weit gehen, dass
dann in den digitalen Zwillingen
sogar Videostreams geladen werden, um
Qualitätskontrolle zu machen Beispiel.
Also es ist beliebig Also Echtzeitdaten
dann aus der Produktion sind dann
auch Teil des digitalen Zwillings?
Absolut möglich, ja genau und je mehr
ich das habe, je mehr ich an einen
Live-Einblick Komme, desto besser
natürlich für mich, gerade jetzt
erstmal in den internen Prozessen auch.
Und der Fantasie sind da fast keine
Grenzen gesetzt ehrlicherweise Ist, glaube
ich sicherlich sinnvoll mal zu schauen,
wo sind eigentlich die größten Pain Points
gerade, wo kann ich erstmal ansetzen.
Wie gesagt, Paradigmenwechsel startet
man nicht irgendwie so mit der
linken Hand nebenbei mal in einem
kleinen Proof of Concept, sondern
muss man sich schon ein bisschen
eine Roadmap überlegen, glaube ich.
Aber grundsätzlich ist das
sehr flexibel erweiterbar.
Ja und ich meine, man sich das in der
Produktion vorstellt, das Produkt bringt
einerseits Informationen mit, wie muss
es bearbeitet werden und so weiter.
Gleichzeitig nimmt es dann wieder aus
dem Produktionsschritt Informationen
mit, ob es so ein Videostream ist,
was eine verrückte Vorstellung
ist oder halt dann auch die ganzen
Bearbeitungsparameter, die dann auch
genutzt wurden wiederum als Informationen.
Ja, absolut.
Also gerade mal so in Richtung
Nachhaltigkeitsregulierung und so,
Energieverbräuche im Produktionsprozess
kann ich da dann ja auf den
Arbeitsschritt runterbrechen.
Ja, genau.
Dann brauche ich ja nicht nur die
Produktionsdaten sondern wieder dann
angereichert um weitere Informationen.
Das ist noch ein ganz interessanter
Punkt, wenn ich da kurz reingrätschen
darf, wenn du sagst angereichert um
andere Informationen Das ist ja auch
eine Herausforderung die nicht nur im
produzierenden Unternehmen besteht.
Wie bekomme ich denn diese Integration
eigentlich hin jetzt zwischen den
Systemen Also ich habe auf meiner
OT-Ebene Dinge, wo Daten drin liegen.
Ich habe in der IT-Welt
verschiedenste Systeme irgendwie.
Auch da ändert sich ja die Logik
der Integration, wo ich bisher
vielleicht von System zu System
eine Schnittstelle bauen musste.
Integriere ich jetzt quasi
gegen den digitalen Zwilling.
Egal wo die Quelldaten jetzt
herkommen, aus einem SAP, aus
einem CRM oder wo auch immer.
Es geht immer gegen die 1 zu
N-Schnittstelle des Zwillings eigentlich.
Lass uns das mal praktischer
machen, dass das so konkret wird.
Also gerade dieses Beispiel,
das Produkt bringt seine
Bearbeitungsanweisungen entsprechend mit.
Wie sieht das dann praktisch aus?
Also habe ich da ein QR-Code oder wie
werden diese Informationen ausgetauscht
Von bis.
Also grundsätzlich das Wichtigste
ist, dass du eine individuelle
Nummer für dein Produkt hast.
Es muss ja irgendwie
identifizierbar sein und auch
eineindeutig identifizierbar sein.
Ob ich das jetzt über einen QR-Code
löse, was sicherlich die günstigste
Möglichkeit ist, oder mit einem AFID-Tag
was ein bisschen teurer aber auch
flexibler ist, ist dann am Ende auch dem
Anwendungsfall ein bisschen überlassen.
Wir haben
jetzt darüber geredet wie das Ganze
funktioniert Entsprechend in einem
produzierenden Unternehmen ausschaut.
Und jetzt hast du schon auch vorhin
die Brücke geschlagen zu sagen, naja,
das ist ja eigentlich nur der Anfang.
Das ist zwar schon toll, man hat schon
Vorteile entsprechend als Unternehmen
in Richtung Automatisierung auch nochmal
ganz anders mit den Daten zu arbeiten.
Aber richtig spannend wird es dann, wenn
wir die gesamte Lieferkette anschauen und
dann Produktionsnetzwerk uns anschauen.
Was würdest du sagen, was ist da dann
der große Hebel wenn man das Ganze
jetzt... Unternehmensübergreifend sieht.
Also es gibt zwei große Richtungen
Einmal die Wertschöpfungskette runter
und einmal die Wertschöpfungskette hoch.
Als Beispiel für Downstream ist
natürlich der Endkunde das Spannende.
Also viele Industrieunternehmen, mein
alter Arbeitgeber Velux zum Beispiel
auch, verkaufen ihre Produkte an
den Baustoffhandel Oder an einer
Handelsstufe und verlieren dann mehr
oder weniger den Kontakt zum Produkt.
Das wird versucht aufzufangen
über Incentives Registrierung,
Garantieverlängerung ähnliches aber
am Ende des Tages weiß ich erstmal
nicht, wo ist mein Produkt eigentlich.
Da bietet sich natürlich eine super
spannende Möglichkeit, weil ich über...
Diese digitalen Schatten natürlich
auch die Möglichkeit habe, meinem
Kunden Mehrwert-Services anzubieten.
Also nehmen wir mal das Beispiel
Waschmaschine, da ist der QR-Code drauf,
das kommt beim Endkunden an, der scannt
diesen QR-Code und kommt jetzt nicht wie
bisher auf die Bedienungsanleitung die
irgendwo im PDF online liegt, sondern
kommt halt auf seinen Waschmaschinen.
Wo er Ersatzteile bestellen kann, wo ich
als Waschmaschinenanbieter vielleicht
auch mit Waschmittelherstellern
einen Deal habe, dass ich da direkt
ein Abo-Modell für weitere Services
einbaue, wo ich meinen Vertrieb
kontaktieren kann, Wartungsservices
und so weiter und so fort.
Ich mache eigentlich jedes Produkt
in dem Sinn intelligent, als dass
ich ihm ein Webportal mitgeben kann.
Und dieses Webportal wird
kundenindividuell, weil das
Produkt individuell ist.
Was bedeutet das dann
wiederum in der Firma?
Ich sehe auf einmal, wie nutzen
meine Kunden eigentlich mein Produkt?
Und da wird es natürlich interessant,
mit IoT-fähigen Geräten kann ich
richtig Daten bekommen, also wie oft
wird da gewaschen und mit welchen
Drehzahlen und so weiter und so fort.
Gleichzeitig aber auch mit nicht
intelligenten Geräten habe ich
die Möglichkeit zu sehen, hat
der sich registriert, hat der
Ersatzteile angefordert wie lange
hat das Produkt gehalten, bis das
Ersatzteil angefordert worden ist.
Da sind natürlich Feedback-Loops möglich,
die bisher, ja, wo viele Ingenieure von
träumen und Konstruktionsabteilungen,
glaube ich, nämlich zu sehen, wie
verhält sich mein Produkt im Markt
eigentlich später, wie ist die
Einzelnutzung dieses Kunden im Vergleich
zum Rest und so weiter und so fort.
Wenn ich nach oben schaue, also
Zulieferer, Logistik und Co., Das ist
für mich der große Case, eigentlich
zu schauen, wie können wir in der
Industrie, die bei uns ja wirklich sehr
feingliedrig aufgesetzt ist, ich meine,
die Automobilisten haben wahnsinnige
Zulieferernetzwerke, wie kann ich da
übers Datenteilen Effizienzen heben?
Das ist eine Idee, die mich damals
total begeistert hat, weil wir für
einen Kunden in der Beratung damals
einen Case gerechnet haben, der hatte
einen sehr teuren Prozess, der war
sehr teuer weil ihm Daten fehlten.
Und über das Datenteilen ist der
Prozess so günstig geworden, dass
er die Daten sogar einkaufen konnte.
Und das bedeutet, dass da in der
Situation zwei Firmen Daten miteinander
geteilt haben und beide hatten am Ende
ein Plus unter der ganzen Rechnung.
Okay
aber das heißt… Der eine hat dafür
gezahlt, die Daten zu bekommen
und der andere hatte dadurch quasi
deutlich effizientere Prozesse, um
es jetzt mal einfach so zu fassen.
Also
du sparst 50 Cent pro Prozessdurchlauf,
da kannst du 25 Cent Daten einkaufen,
die dir das ermöglichen und hast
aber immer noch einen Profit gemacht.
Ja, cool.
Also da entsteht
Wachstum ohne mehr Output und
ich glaube, das hat auch unser
Planet ziemlich nötig gerade.
Das ist ein Riesenfeld, was wir
völlig liegen lassen gerade.
Jetzt gerade dieses Thema
Effizienzsteigerung durch auch eine
Prozessintegration ist unheimlich
spannend, wenn wir es jetzt
auch übergreifend uns anschauen.
Lass uns das mal ein
bisschen praktischer machen.
Hast du einen Anwendungsfall, den
wir uns mal angucken können, wie
sowas konkret aussehen könnte?
Ja, ich komme ja von Haus aus, von ganz
früher mal aus der Logistik hatte ich ja
eingangs gesagt und da ist das natürlich
schon, ich meine die großen Autobauer
mit ihrer Just-in-Sequence-Logistik
die haben da vielleicht nicht mehr
ganz so viel Optimierungsbedarf aber
grundsätzlich ist Logistik ja immer eine
Schwachstelle Nicht zuletzt jetzt auch
mit den Supply Chain Disruptionen die
wir die letzten Jahre so gesehen haben.
Das heißt, alleine der simple
Anwendungsfall über ein Geo-Tracking
zu wissen, wo es meine Lieferung
gerade erspart mir wahnsinnig viel.
Also sei es im Supply Chain
Management bis runter auf die
LKW-Planung bei mir auf dem Hof.
Wer kommt denn eigentlich wann und
wie ist meine Wareneingangstruppe
gerade aufgestellt?
Auch da gilt das Gleiche wieder.
Die Anwendungsfälle ergeben sich,
sobald in dieser Logik Unterwegs bist.
Wir müssen nur mal anfangen die Dinge,
die da draußen sowieso schon passieren,
im digitalen Raum sichtbar zu machen.
Okay, das heißt, in dem Fall
habe ich einen digitalen Zwilling
von meinem Transport oder von
meinem LKW oder was auch immer.
Das heißt, ich weiß, wo er ist und
kann dann entsprechend Mit den ganzen
Partnern die dann damit involviert
sind, davon profitieren, dass ich
diese Transparenz bekomme, oder?
Genauso ist es Das lässt
sich wunderbar verschachteln.
Ich habe die Produkte mit einem digitalen
Zwilling, die stehe ich auf die Palette.
Die Palette ist quasi dann der
digitale Zwilling aller dieser
Produkte die da drauf sind.
In der gleichen Logik mache ich mit dem
LKW, vielleicht mit der ganzen Flotte.
So wie diese russischen Matryoshka-Puppen
kann ich auch die digitalen Zwillinge
verschachteln eigentlich und insofern
muss da jetzt auch kein LKW-Fahrer an
jeden einzelnen Karton ran und irgendwie
einen Scan machen, sondern nach der
LKW einen Zwilling und in dieser
verschachtelten Logik erfahre ich auch
als jemand, der ein Paket von diesem
LKW bekommt, wann der bei mir sein wird.
Okay.
Das heißt, egal, auch wenn diese Pakete
zu allen möglichen Leuten gehören oder
allen möglichen Firmen gehören, kann
ich entsprechend dann trotzdem diese
Transparenz nutzen, um dann zum Beispiel
zu wissen, wann kommt mein Logistiker
und ich als Lieferant weiß dann auch,
wann sind die Teile beim Kunden.
Ja, und beliebig weiter drehbar.
Also dann setze ich Vibrationssensoren an
das Ganze und lasse mir den mit tracken
den Transport und gab es Erschütterungen,
gab es Feuchtigkeitsprobleme
Also das ist natürlich super,
wenn ich jetzt, keine Ahnung,
wetterunempfindliche Produkte herstelle
dann brauche ich sowas ganz nicht.
Aber es ist ja je nach Branche
je nach Anwendungsfall kann
ich das beliebig ausgestalten.
Jetzt
hast du ja vorhin schon gesagt, dass
es Initiativen gibt wie Manufacturing
X oder Factory X, um genau so einen
Datenaustausch zu ermöglichen weil man
kann sich glaube ich jetzt schon schnell
vorstellen, das ist dann gar nicht so
leicht, wenn der Lieferant, der Logistiker
und dann das produzierende Unternehmen
alle sich irgendwie einigen müssen,
wie sie das mit diesen Daten machen.
Wie sieht sowas jetzt ganz praktisch aus?
Also wo liegen diese
Daten dann zum Beispiel?
Ja, da machst du jetzt ein großes
Fass auf, aber das ist ein sehr
wichtiges Fass, insofern lass uns
da auf jeden Fall drüber sprechen.
Die ganzen Manufacturing X Projekte sind
datensouverän angelegt, also die Daten
meines Zulieferteils oder meines Produktes
was auch immer, die liegen bei mir.
Das heißt, wir springen da in diesen
Datenräumen, wo diese Daten dann
auch getauscht werden, potenziell
auch in dezentrale Technologie ab.
Ich habe verschiedenste Datentöpfe
bei meinem Hersteller, bei meinem
Zulieferer, bei meinem Logistiker.
Und muss mich dann jetzt quasi ausweisen
als der, der ich bin, mit einer
digitalen Identität, das ist schon
mal dezentrale Web3-Technologie und
gleichzeitig brauche ich dann eine Art
Discovery Service, also wie finde ich
denn überhaupt die Daten, die mir mein
Partner eigentlich anbietet und genau das
wird in diesen Projekten jetzt durchdacht
und von wirklich schlauen und fähigen
Leuten technisch irgendwie aufgebaut.
Und der zweite Punkt, den du gesagt
hast, ist, wie kriegt man das dann
jetzt eigentlich produktiv gesetzt?
Und da muss man sich jetzt glaube ich
verabschieden von der Idee, dass man
da mit dem Big Bang das sofort alles da
hat, wie es eigentlich mal später sein
soll, sondern da geht es in der Politik
der kleinen Schritte drum, erstmal einen
digitalen Schatten anzulegen, vielleicht
sich selber mal in ein Dataspace zu
connecten und erstmal mit einem Zulieferer
einem Kunden anfangen, sowas aufzubauen.
Das wird eine Herausforderung.
Ökosystem-Use-Cases haben exponentiellen
Komplexitätsgrad, weil je mehr Leute dabei
sind, desto schwieriger wird das Ganze.
Insofern kleinen Anfang und schauen,
was sind eigentlich die wirklichen
Mehrwert-Cases für mich und der Rest
ergibt sich dann Stück für Stück.
Lass uns jetzt einmal nochmal
dieses Thema Datensouveränität,
was du zuerst angesprochen hast,
nochmal konkreter anschauen.
Das ist ja ein sehr wichtiger Punkt,
wenn wir über Produktionsdaten
reden oder Produktdaten, sind das
ja sehr heikle Daten, die auch
entsprechend schützenswert sind.
Das heißt, diese Daten bleiben bei mir
und ich muss dann ja aber sicherstellen,
wer kann da drauf zugreifen.
Absolut.
Also wenn man die Frage zu Ende
denkt, dann fängt es ja schon an,
bei wem habe ich eigentlich meine
Cloud und ist das überhaupt souverän?
Das vielleicht nochmal beiseite gestellt,
dann ist es so gedacht, dass ich ganz
klar sagen kann, für jeden einzelnen
Datenpunkt, wer darf den sehen?
Also in dem digitalen Schatten steht ja
erstmal
grundsätzlich alles drin und ich
kann aber ganz klar sagen, Moment
mal, also meine Maschinenauslastung
die sieht keiner außer mir.
Und das ist dann auch gewährleistet
Gleichzeitig kann ich dann diesen
digitalen Identitäten Zugriff geben.
Also mein Kunde X, der kann
gerne das Handbuch abrufen.
Also das ist jetzt nicht mehr, wie man das
kennt, so mit Active Directory und RIC und
so, aber das wird trotzdem mitgedacht und
dann halt über die zentralen Technologien
und diese Identitäten auch umgesetzt.
Übrigens in der Industrie genauso
wie in der Gesundheitsbranche.
Also das, was jetzt mit dem digitalen
Produktpass passiert, hat genau den
gleichen technischen Unterbau, Wie
die elektronische Patientenakte.
Ja, und da ist dann aber auch Thema
Sicherheit und so, IT-Sicherheit auch
wieder ein großes Thema, weil natürlich
die Daten für den Ausdruck angelegt sind,
aber gleichzeitig eben genau das, was
wir diskutiert haben, sicherstellen muss.
Sind die Daten resilient, sind sie
entsprechend sicher, stimmen die
Berechtigungskonzepte und ähnliches.
Völlig richtig.
Ich sage jetzt mal so ein bisschen
provokant, wenn ich mir anschaue was so
an Cybersecurity-Incidents passiert, was
so in den Nachrichten landet sind das
meistens nicht die neuen Technologien die
da schultern waren, dass das passiert ist.
Sehr gut.
Also du meinst, man verschlechtert
sich nicht, wenn man anfängt,
in die Richtung dann zu gehen.
Meine persönliche Meinung ist, dass
auch eine Cloud sicherer ist als
viele On-Premise-Installationen
die da draußen rumstehen.
Das glaube ich sofort, ja.
Ja und dann hast du ja so ein bisschen
beschrieben auch, wie sieht das technisch
aus, ja, also von dem, wo ist meine
Cloud, das ist das eine, das andere ja
auch softwareseitig also ich meine, so
wie du das jetzt beschrieben hast mit
dem dezentralen Ansatz ist auch klar,
dass jetzt nicht eine Software dich mal
runterladen und installiert und dann
läuft das, sondern das ist ja dann auch,
wenn wir über die Softwarekomplexität
reden, auch nicht zu unterschätzen, ja.
Ja, absolut.
Und da sind wir jetzt dann
wirklich angekommen an dem, wo
jetzt gerade Innovation passiert.
Also wie wird das später
eigentlich mal aussehen?
Das ist, glaube ich auch so jetzt
noch nicht wirklich abgefasst.
Es gibt die, logisch fängt man
erst mal mit der Infrastruktur an.
Also es gibt die Dataspace-Konnektoren,
es gibt die Dataspace-Protokolle und so.
Ich kann das jetzt mal technisch
abbilden wie sowas dann in einem
Frontend-Design später mal umgesetzt wird.
Da gibt es auch erste Ansätze.
Für so Data-Marketplaces und Co. Das
ist aber hoch individuell Da wird es
auch verschiedenste Gradienten geben.
Da wird es den kleinen Mittelständler
geben, der wird von seinem größten
Kunden gezwungen, jetzt Daten in
so einen Data-Space zu liefern.
Genau der hat dann eigenen
Data-Space quasi.
So, der ist Data-Provider, der
schiebt Daten hoch und hat mit dem
ganzen Thema nichts mehr zu tun.
Gleichzeitig gibt es den großen
Industriemagnaten, der will da
richtig Use Cases mit umsetzen.
Der braucht natürlich viel mehr
Konfigurationsfähigkeit in dem Ganzen
Und momentan geht es erstmal um das
Herstellen dieser Interoperabilität,
um das Etablieren der Datenstandards
um das Aufarbeiten der Datenqualität
und die großen, was dir jetzt so ein
bisschen vorstellt, vielleicht so
Amazon-Marketplace-artig, das wird
sicherlich noch ein Stück dauern.
Ja, ich meine das ja schon eine spannende
Rolle, was für... Oder spannende Frage,
so muss man sagen, was für eine Rolle
dann auch Softwareanbieter spielen.
Also gelingt es dann, jedes Startup
will eine Plattform aufbauen?
Also sorgt genau so eine Interoperabilität
dann dafür, dass eigentlich
die Hersteller und Lieferanten
selber da die Hoheit behalten?
Oder gibt es dann am Ende doch
auch genau Anbieter von Software,
die dann dieses Marketplace und
alles zur Verfügung stellen?
Und klar, vielleicht nicht auf die
Daten zugreifen können, aber zumindest
die Hoheit über dieses... Ökosystem
in Anführungszeichen dann haben.
Also
in der Grundidee ist die Dezentralität
genau gegen solche Modelle gerichtet.
Also ich sag mal, einen zweiten
Amazon-Moment wird es da nicht geben,
dass einer sich den fast gesamten Kuchen
nimmt und dann die Spielregeln bestimmt.
Eben weil es dezentral ist.
Dezentral heißt, jeder kann potenziell
mitmachen, wenn er die technischen
Herausforderungen irgendwie hat.
Was ich mir auf Seite der
Softwarehersteller sehr gut
vorstellen kann, sind zwei Dinge.
Einerseits Die Brücke zu schlagen.
Wie komme ich aus meiner zentralen IT-Welt
in diese dezentralen Dataspaces inklusive
Security, Konnektivität und Co. Und das
andere sind die Mehrwert-Applikationen.
Also ich möchte jetzt, hatte ich
mir für das Bash-Maschinen-Beispiel,
ich möchte dem Kunden dieses
Endkundenportal anbieten.
Lieber Softwarehersteller mach
mir doch mal ein cooles Portal.
Da geht es aber noch nicht mehr darum,
dass der sich drum kümmert wo die
Daten herkommen, weil das ist dann
mit dem Dataspace halt schon geregelt
Ja aber super, da hat man ja dann auch
eine einfachere Grundlage wenn das
mal geschaffen ist, um entsprechend
dann auch so ein Portal aufzubauen.
Ich möchte mit dir zum Abschluss noch
ein bisschen nach vorne schauen, weil
so ein Ausblick finde ich bietet sich
bei dem Thema natürlich perfekt an.
Und ein Thema, was wir jetzt auch schon
mit dem ganzen Thema Dezentralität und
wie posiziert man sich auch mit so einem
Konzept gegenüber Softwareanbietern
oder den Hyperscalern auch ein bisschen,
zeigt ja schon so ein bisschen,
wie auch Europa da tickt Hinter dem
Ganzen steckt ja irgendwo auch so
ein europäischer Weg, wenn ich das
mal vorsichtig formulieren möchte.
Wie siehst du das im globalen
Wettbewerb auch, speziell für
uns als auch produzierendes
Land, wenn ich das so sagen kann?
Ja, also den europäischen Weg finde ich
ganz passend eigentlich benannt von dir.
Es hadern ja viele gerade
irgendwie und ich ja selber auch.
Also gerade was so
Regulatorik anbelangt und Co.
Regulatorik aber vielleicht auch eine
gewisse Entscheidungsparalyse gerade oder
auch eine Vorsicht und die Idee zu sagen,
ich lasse mal erst mal andere vorrennen
und die können sich schön die Finger
verbrennen und haben ja viele die letzten
Jahre auch schlechte Erfahrungen gemacht
mit so Digitalisierungsexperimenten.
Aber vielleicht ist die Zeit, die da
investiert wird, auch jetzt gar nicht
so schlecht, denn wenn man sich das
mal anschaut und deshalb finde ich
europäischen Weg ganz gut, die Amerikaner
machen es halt turbo-kapitalistisch da
liegen die Daten bei Firmen irgendwo, die
Chinesen machen es eher nach Staatsresort,
da liegt dann alles irgendwie bei der
Partei und die Europäer haben jetzt einen
sehr komplexen vielleicht auch noch ein
bisschen over-engineerten Weg gewählt zu
schauen, wie kriegen wir es eigentlich
so hin, dass da jeder fair beteiligt ist.
Und das Ganze souverän stattfindet
Das ist, glaube ich der richtige Weg.
Das ist auch fair, dass der einen
Tick länger gedauert hat, aber
gleichzeitig müssen wir jetzt die
Herausforderung natürlich auch annehmen.
Wenn wir jetzt alle stehenbleiben und
warten, dass einer den ersten Schritt
macht, dann wird es ein bisschen
schwierig, sondern wir müssen schon
schauen, dass wir in diese Themen
reinkommen Eben weil wir Produktivität
weiter heben müssen und wenn ich mir
die Industrie 4.0 Entwicklung der
letzten zehn Jahre anschaue dann muss
man einfach momentan das Resümee ziehen,
dass es bisher nicht geklappt hat in
der Breite und insofern glaube ich,
ist jetzt das vielleicht auch fast
ein bisschen pathetischer Appell aber
mal zu schauen, wie wir jetzt in der
Gemeinschaft diese Themen umsetzen können.
Mit der Ruhe dass da jeder schon noch
seinen Gewinn und sein Stück vom Kuchen
auch rauszieht, dann kann da sicherlich
echt was Interessantes daraus entstehen.
Ja, ich glaube das, dass da große
Kuchenstücke auch noch übrig sind,
sage ich jetzt mal vorsichtig, das
glaube ich kann jeder bestätigen der
weiß, dass gerade auch in solchen
Schnittstellen ganz, ganz viel an
Effizienzen und Potenzialen auch
drinstecken und die man genau dann
so heben kann und wahrscheinlich
auch nicht anders heben kann.
Du
hattest ja nach nach Regulation gefragt,
also Und der digitale Produktpass ist
sicherlich das einfachste Beispiel.
Aber jetzt haben wir darüber gesprochen,
dass ich mich jetzt seit Jahren mit
diesem Thema beschäftige und das
Lieferketten-Sorgfaltsgesetz wird jetzt
gerade nicht mehr so viel diskutiert,
wurde aber ja sehr viel diskutiert Wenn
man jetzt mal die letzte halbe Stunde
zurückdenkt über was wir gesprochen
haben, dann ist die Erfüllung so einer
Regularie eigentlich ein Abfallprodukt
eines Prozesses, den ich für ganz
andere, wichtigere Dinge brauche.
Denn mit diesen Lebensakten ist
es relativ einfach rauszuziehen,
was haben meine Zulieferer da für
Materialien reingebaut und wo kommt
das her und so weiter und so fort.
Andererseits
wird es aber ohne sowas
nahezu unmöglich, so ein
Lieferketten-Sorgfaltsgesetz umzusetzen.
Klar, also wenn ich ausdrucke
und mit Excel und hier und
da, dann ist das natürlich ein
riesen Verwaltungsaufwand, klar.
Und dementsprechend war das jetzt
vielleicht auch alles ein bisschen
stürmisch und wurde ja jetzt auch wieder
zurückgenommen, aber die Regulation
wird kommen, weil uns die Ressourcen
ausgehen, beziehungsweise wir zu viel
in diesen Planeten wieder reinpusten
und wir müssen ja Wege finden, nur weil
das jetzt noch nicht der richtige war
oder vielleicht der eleganteste, heißt
das ja nicht, dass es Thema weg ist.
Aber es ist schön wie
das auch zusammenpasst Auf der einen
Seite das, was man im Sinne von Standards,
Asset Administration und so weiter
entwickelt und auf der anderen Seite dass
auch der Gedanke ist, wo wir hinwollen.
Mit auch dem Thema der Nachhaltigkeit
und was ich da auch im Ausblick jetzt
nochmal ein spannendes Thema finde, wir
haben vorhin schon über entsprechend
CO2, Footprint und solche Themen
geredet aber man kann ja da auch, wenn
man gerade über Produktion auch gerade
in Deutschland redet, oder in Europa
allgemein auch das Thema Circular
Economy nicht aus dem Blick nehmen.
Aber wie siehst du das jetzt auch im
Kontext von so einem digitalen Spilling?
Ist ein riesen Game Changer
für das ganze Thema.
Also die RWTH Aachen hat vor ein
paar Jahren schon mal eine Studie
herausgegeben, dass an einem VW knapp
60 Prozent wieder verwertbar sind.
Wow, okay.
Wir haben von einem Projekt oder mit
einem Projekt gearbeitet von einem...
Weißwaren-Hersteller, der schaut,
okay, wie können wir Geräte
nicht nur zurücknehmen und wieder
refurbishen also das gleiche
Gerät dann wieder neu angestrichen
rausgeben, sondern sogar updaten.
Und da sind natürlich diese digitalen
Schatten essentiell dafür, weil ich
einerseits weiß, was habe ich denn damals
in mein Produkt eingebaut, vielleicht
auch als gerade der Suezkanal zu war
und ich hatte Lieferantenprobleme
und das von zwei, drei verschiedenen
genommen und weiß jetzt nicht mehr
genau, welcher E-Motor ist wo.
Das ist mal Punkt eins.
Und wenn ich jetzt sogar noch ein
IoT-fähiges Produkt habe, dann weiß ich
ja sogar, wie das genutzt worden ist.
Also ich bin jetzt kein
Weißwarehersteller, aber ich keine
Ahnung, die Trommelumdrehung ist für
25.000 Waschvorgänge ausgelegt worden.
Ich sehe, der hat aber nur 12.500 gehabt.
Dann weiß ich so und so lange kann ich
dieses Produkt ja noch weiter nutzen.
Also da ist enorm viel Potenzial
drin, dass wir das, was in Produkten
steckt und einfach noch für drei,
vier weitere Lebenszyklen fähig wäre,
wieder einbauen und weiter nutzen auch.
Ja, und einerseits hat das natürlich
ein großes Potenzial mit Blick auf
die Nachhaltigkeit und ich glaube,
was wir gerade in Europa noch
massiv unterschätzen, was für eine
Wettbewerbsfähigkeit uns das auch bringen
kann als produzierendes Unternehmen,
wenn wir Dinge, die wir eigentlich schon
produziert haben, wieder verwenden können.
Also da spare ich mir dann nicht
nur das Material, sondern auch
Fertigungskosten bis hin dann zu der
ganzen Energie, die ich dafür brauche.
Absolut, und das macht jeden Firmenlenker
in der Bilanz happy, aber das hat für
mich auch nochmal einen moralischen
Aspekt und das sind wir auch den
Generationen die jetzt ins Berufsleben
starten schuldig dass wir solche Konzepte
erarbeiten, damit halt auch für dich
noch alles so bleibt, wie es sein sollte.
Ja, es ist gut, wenn wir damit den
digitalen Zwilling eine Grundlage
verschaffen, dass das so möglich ist.
Großer Bogen jetzt, aber ja, warum nicht?
Ja ich will da mal einen weiteren Bogen
schlagen, weil du hast es gerade so
schön gesagt, naja, Firmenlenker haben
vielleicht oft auch so eher die Zahlen,
Daten, Fakten auch was es in den Euros
bringt, auf dem Schirm oder im Fokus,
was ja auch erstmal nicht verkehrt
ist, Unternehmen sind dazu da, um
Geld zu verdienen, auch wenn der Blick
entsprechend auf die nächsten Generationen
natürlich essentiell ist, aber...
Eine Sache würde ich jetzt noch
zum Abschluss mit dir diskutieren,
nämlich die Frage auch, was für neue
Geschäftsmodelle entstehen dann nachher
auch durch solche digitale Zwillinge
weil Circular Economy geht schon so
ein bisschen in die Richtung, aber das
Potenzial geht ja noch darüber hinaus.
Ja, ich glaube mal der prominenteste wäre
natürlich das ganze As-a-Service-Thema
also Equipment-as-a-Service an der Stelle
auch mit meiner vernetzten Anlage Die
weiterhin mit mir spricht, nachdem ich
sie verkauft habe, die sich vielleicht
auch selber abrechnet, weil sie weiß,
welche Arbeitsschritte passiert sind etc.
pp., habe ich das erste Mal die
technischen Voraussetzungen, das auch
umsetzen zu können und dementsprechend
eine Maschine vielleicht nach dem
Lebenszyklus auch zurückzunehmen,
gar nicht mehr zu verkaufen weiter
zu bearbeiten und ähnliches.
Also grundsätzlich ist glaube ich
das Thema Service dann auch wichtig,
also von Produktumsätze anreichern um
weitere Serviceumsätze, da sind der
Fantasie gar keine Grenzen gesetzt,
sei es jetzt Mehrwertservices, sei
es Ökosystemservices, dass irgendwie
andere Firmen auch noch Mehrwertdienste
zu meinem Produkt anbieten, die ich
vermittle oder ähnliches, da haben
wir noch nicht mal ansatzweise in
das Potenzial eingetappt was da wäre.
Und ja, dann ist, glaube ich
Nachhaltigkeit nicht nur ein Kostenspar-
und Geschäftsmodell sondern auch ein
ganz essentieller Faktor für zukünftigen
Geschäftserfolg, was das Hiring angeht.
Das kommt vielleicht ein bisschen aus
einer Ecke, die man jetzt nicht so
erwartet, aber ich nehme das total
wahr, dass die jungen Generationen
extrem drauf schauen, wie ist mein
Arbeitgeber da eigentlich drauf?
Hängt da jetzt irgendwie so eine
Greenwashing-ISO-Zertifizierung
irgendwo, die einmal alle zwei
Jahre mal angeschaut wird?
Machen die sich wirklich Gedanken,
was Nachhaltigkeit bedeutet und
die nächsten Jahre werden wir
natürlich ja viele Verwerfungen
auch sehen, wenn die geburtenstarken
Jahrgänge in die Rente gehen.
Und sich dazu differenzieren und zu
sagen, wir nehmen das Thema ernst
und für uns ist Nachhaltigkeit
nicht nur eine Reportingpflicht,
sondern Unternehmens-DNA.
Das würde ich so machen, wenn
ich eine eigene Firma hätte.
Sehr cool.
Ja, ich finde es spannend, was alles
möglich wird und was alles auch
darauf aufbaut, wenn man dieses Thema
digitaler Zwilling und auch diese
unternehmensübergreifenden Austausch
von Daten auch sauber hinbekommt.
Weil ich glaube, das ist was, was
hier wichtig ist zu verstehen.
Das digitale Zwilling alleine, den
ich für mich im Unternehmen nutze,
der hilft für alles, was du jetzt
gerade beschrieben hast, noch nicht.
Sondern es braucht wirklich diesen
übergreifenden Informationsaustausch
Und das ist auch das Thema
Datensouveränität am Ende.
Weil sonst komme ich auch an
die Maschinendaten nicht dran,
auch wenn ich sie vielleicht
technisch irgendwie… Abgreifen
könnte, würde ich gerne mitteilen.
Das
ist so und das ist natürlich etwas,
was der deutschen Seele auch vielleicht
so ein bisschen widerspricht, denn für
sowas wie schon bei Big Data und Co.
ist es natürlich schwer, einen Return on
Investment zu rechnen auf so ein Projekt.
Du siehst viele Vorteile erst, wenn
du anfängst die leicht umzusetzen und
deshalb sage ich ja auch, fang mit kleinen
Schritten an dann ist es halt nicht
gleich so teuer und ich habe noch kein
Projekt zum digitalen Zwilling gesehen,
wo nicht draus gelernt worden ist.
Das ist super.
Finde ich auch einen tollen Abschluss,
wirklich anzufangen zu sagen, hey,
das auszuprobieren du hast es vorhin
schon gesagt, sich eine Maschine,
sich ein Produkt mal rauszupicken und
damit anzufangen und vielleicht auch
im eigenen Unternehmen erstmal zu
starten und dann die Basis zu schaffen
und dann was Großes rauszumachen.
Ja und vernetzt euch.
Die Factory X ist offen.
Es gibt viele Events und Veranstaltungen.
Wir von Avato machen im November
auch unsere Transformation
Experience für die Industrie.
Insofern erstmal anfangen zu sprechen
und Erfahrungen auszutauschen.
Das ist, glaube ich, ganz
entscheidend bei dem Thema.
Vielen Dank dir Johannes.
Vielen Dank auch.
Das war der Fabrik der Zukunft
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