Routenzüge in der Produktion – Logistikplanung & Standardisierung – mit Dr. Alexander Hoppe #232
Wie bei Festo globale Intralogistik gestaltet wird.
23.09.2025 37 min Tobias Herwig
Zusammenfassung & Show Notes
Wie gelingt es, Routenzüge in der Produktion weltweit effizient und zukunftssicher zu gestalten? In dieser Episode spricht Dr. Alexander Hoppe ist Head of Corporate Intralogistics Processes bei Festo SE. Gemeinsam mit Podcast-Host Tobias Herwig beleuchtet er die Intralogistik-Strategie des Unternehmens und deren Umsetzung mit Routenzügen in der Praxis:
- Warum Routenzüge auch 2025 noch eine zentrale Rolle in der Intralogistik spielen
- Wie Festo weltweit Routenzugprozesse standardisiert und dabei lokale Anforderungen berücksichtigt
- Der „morphologische Kasten“: Flexibilität statt Einheitslösung bei Hardware und Prozessen
- Der Weg zum Standard: Iterativer Planungsprozess, Pilotierung und kontinuierliche Verbesserung (KVP)
- Die Bedeutung von Daten, IT und globalen WMS-Systemen für effiziente Routenzugsteuerung
- Ausblick: Automatisierung, AMRs und warum der Mensch in der Logistik weiterhin unverzichtbar bleibt
Vernetze dich gerne mit Alexander Hoppe auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/dr-alexander-hoppe-79b51b11/
--
Folge Tobias Herwig auf LinkedIn für die neuesten Episoden und Updates: https://www.linkedin.com/in/tobias-herwig/
Wir freuen uns über dein Feedback zur Episode direkt über LinkedIn oder an: podcast@fabrikderzukunft.com
Transkript
Mein Name ist Tobias Herwick, schön, dass du wieder mit dabei bist, wenn es darum geht,
die Fabriken von heute nach vorne zu bringen. Heute reden wir über Routenzüge in der Produktion. Wir
schauen uns dabei ein konkretes Beispiel der globalen Intralogistik bei Festo an. Wir reden
über die Standardisierung von Milk-Run-Prozessen, wir reden über einen guten Planungsprozess,
um das auch hinzukriegen und über die IT im Hintergrund, zum Beispiel über ein globales WMS-System.
Und natürlich darf bei dem ganzen Thema auch das Thema der Automatisierung nicht fehlen und darüber
werden wir am Ende reden. Über all diese Themen rede ich heute mit Dr. Alexander Hoppe. Er ist
Head of Corporate Interlogistics Processes bei der Festo SE. Er ist zehn Jahre in der Verantwortung in
der Intralogistik bei Festo, davon sechs Jahre im Werk und jetzt vier Jahre global und er hat
an der Uni Stuttgart auch in der Bereich der Logistik promoviert und ist heute hier zu Gast.
Hallo Alex, willkommen im Podcast. Dankeschön, hallo Tobias. Ja, wir reden heute über Routenzüge
und ganz ehrlich, Routenzüge war in den letzten Monaten jetzt nicht so das große Podcast-Thema.
Haben Routenzüge 2025 überhaupt noch Relevanz? Aus meiner Sicht absolut. So wie so ziemlich jede
Hardware in der Intralogistik ihre Relevanz hat, es kommt halt immer auf den Prozess an. Und so
schön und sexy auch fahrlose Transportfahrzeuge beispielsweise sein können, kommt es wirklich
darauf an, was musst du transportieren. Und wenn du einen komplexen Materialfluss hast,
ist einem Routenzug nicht vorbeizugehen. Ok, super, das können wir jetzt ein bisschen tiefer legen,
weil ich meine es ist ja auch schon mal ganz grundsätzlich unterschiedlicher Materialfluss.
Habe ich einen Direkttransport, habe ich eine Routenversorgung in meiner Intralogistik? Was
würdest du sagen, sind da die größten Unterschiede? Sagen wir es so, gerade wenn du vielleicht einen
Routenzug erst mal im Werk implementieren musst, musst du ja auch eine gewisse Erwärmung für das
Thema schaffen. Und wir nehmen ganz gerne das Beispiel vom Taxi und vom Bus. Habe ich natürlich
nur wenige Transportstrecken, muss vielleicht sehr flexibel sein, dann kann so ein Taxi ganz
praktisch sein. Habe ich aber eigentlich immer dieselben Routen jeden Tag mit extrem vielen
Materialien, die ich fahren muss, dann kann man sich überlegen, wie viele Taxis, in dem Fall
vielleicht Gabelstapler, müsste ich denn da einsetzen. Und insofern bietet sich doch eher ein
Bus an, oder? Wo man viele Leute reinbekommt, die dann ein- und aussteigen an den Stationen.
Deswegen kann ein Bus durchaus Sinn haben und in Materialflüssen gesprochen wäre das eben dann der
Milk Run oder der Routenzug. Ja, da muss ich jetzt gleich an so ein Bild denken. Gibt es da so einen
schönen Vergleich, wie viele Leute passen in einen Bus und wie viele Autos brauche ich, um diese
Leute irgendwie von A nach B zu bringen. Und dann ist die ganze Straße voll. Würdest du sagen, ist
das auch der Hauptunterschied, dass einfach mehr Transportkapazität da ist? Oder wo sind dann noch
die Unterschiede zwischen Taxi und Bus? Ja, also da gibt es viele Dimensionen. Also Kosten sind auf
jeden Fall ein Thema. Um ganz zu überlegen, wenn ich viele Fahrzeuge erstmal überhaupt benötige,
um die Transporte zu machen, dann habe ich ein Kostenthema. Und natürlich auch ein
Verfügbarkeitsthema. Weil wenn ich ganz viele Fahrzeuge ständig hin und her fahren lassen muss,
die nur wenig Kapazität zur Verfügung haben, dann bin ich mit dem Routenzug einfach viel schneller,
viel günstiger und kann auch wesentlich flexibler reagieren. Der Routenzug kann ja auch ganz
unterschiedliche Gestalt sein. Ganz unterschiedliche Anhänger. Damit kann ich auch ganz unterschiedliche
Sachen transportieren, während ich vielleicht mit dem Gabelstaple hauptsächlich mit der Palette
unterwegs wäre. Das ist sogar ein Vorteil. Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht, weil ich natürlich
beim Routenzug auch irgendwie gucken muss, dass ich die ganzen verschiedenen Ladungsträger auch
miteinander bekomme. Aber da reden wir auch nachher darüber, was das bedeutet, jetzt mit Blick auf
Standards. Ich möchte es jetzt gerne mal ein bisschen konkreter machen mit Blick auf Festo.
Welche Bedeutung spielen Routenzüge bei euch? Also ich bin ja verantwortlich mit meinem Bereich
für 13 Produktionswerke weltweit und wir haben in fast jedem Werk einen Routenzug am Fahren.
Natürlich aufgrund der unterschiedlichen Größen der Werke, der unterschiedlichen Komplexitäten
der Materialströme, nicht unbedingt immer viele Routen. Aber es gibt in irgendeiner Form immer
eine Art Routenzug, weil eben die vorhin genannten Vorteile dort zum Tragen kommen. Und zum Zweiten
versucht man natürlich auch aus Sicherheitsrisiken den Gabelstaple aus der Produktion zu verbannen,
weil egal wie, die Gabel an sich ist dann schon ein bisschen riskanter als ein Routenzug,
der vielleicht auch mit dem Licht fährt und nochmal gewisse Warnsignale im Vorfeld sendet.
Das ist dann doch kompatibler. Also das heißt, was die Produktionsversorgung anbelangt quasi
Intralogistikseitig ist Routenzug quasi der Standard? Kann man das so sagen?
Ja, beziehungsweise er sollte zumindest immer in Erwägung gezogen werden. Und das Schöne beim
Routenzug ist ja, er fährt ja nicht nur zur Produktion hin. Wir produzieren ja auch was
und die Fertigware muss ja dann auch wieder woanders hinkommen, in der Regel zum Warenausgang
oder vielleicht auch zu einem Distributionslager und da kann der Routenzug genauso agieren.
Dementsprechend in kleineren Werken kann er vielleicht die Versorgen und Entsorgen übernehmen,
in größeren Werken wirst du dann das Ganze voneinander trennen und verschiedene Versorgungsrouten
machen und dann die Entsorgungsrouten separat.
Okay und dann darf man natürlich das ganze Leergut nicht vergessen, was auch noch dazu kommt.
Ja gut, absolut. Das fällt ja sowieso dann an.
Super. Jetzt, ich glaube, das Routenzugprinzip ist soweit verstanden. Die meisten werden es
hoffentlich kennen, die hier den Podcast hören. Aber was jetzt, glaube ich, eine spannende Frage
ist, ist, wie geht ihr mit dem Thema Routenzüge oder Mill-Crunts bei Festo um? Ihr habt euch
damit beschäftigt, das Ganze noch stärker zu standardisieren. Wie kam es dazu?
Ja, das hat unterschiedliche Gründe. Einerseits, weil die Intralogistik doch in der Vergangenheit
eher dezentral war. Das heißt, die einzelnen Werke haben sich selber ein Stück weit überlegt,
wie sie ihre Materialflüsse gestalten. Jetzt hat man seit vier Jahren wieder einen Zentralbereich,
die auch aus der Governance-Sicht versuchen, einerseits zu unterstützen natürlich bei
Planungsprozessen, andererseits aber auch als Governance zu schauen, dass nach gewissen
Standards gearbeitet wird. Sinn dabei hat vor allem einerseits, das Wissen zu bündeln. Was
gibt es denn alles zu beachten bei so einer Routenzugplanung? Und dass man nicht jedes
Mal wieder bei Null startet, sondern nach einem stringenten Vorgehen weiß, okay, was sind so die
Eingangsdaten, die ich benötige? Was muss ich alles beachten? Was gibt es denn für Best Practices?
Und was auch aus meiner Sicht ganz wichtig ist, wir kommen wahrscheinlich nachher noch dazu,
aber dass man das eben auch nicht nur aus der Intralogistik-Brille betrachtet, sondern nicht
nur die Produktion als internen Kunden, sondern auch Fabrikplanung beispielsweise involviert
oder die Kollegen aus dem Operation Excellence. Das soll also ein Standard nachher auch sein,
der nicht nur die Intralogistik-Interessen vertritt, sondern auch über die Schnittstellen
hinaus abgestimmt ist. Ja, also Ziel ist es eine Best Practice am Ende zu haben für alle
Werke und das stelle ich mir auch anspruchsvoll vor mit 13 Werken, die ja sicherlich auch sehr
unterschiedlich sind, auch was die logistischen Anforderungen anbelangt. Das ist vorhin so ein
bisschen angedeutet schon mit Fertigwaren und ja, wie viel überhaupt produziert wird und so weiter.
Was würdest du sagen, sind da die größten Unterschiede, was jetzt so die Logistik anbelangt?
Ja gut, wenn man Festung ein bisschen kennt, ist ja auch in den Werken, wird nicht in jedem Werk
dasselbe produziert. Also auch das Material als solches, was transportiert werden muss,
hat ganz unterschiedliche Anforderungen von der Größe oder auch von der Behälterkomplexität.
Es gibt Werke, die haben weit über 100 Ladehilfsmittel, weil sie transportiert werden
müssen. Das heißt, die Komplexität der Materialflüsse ist doch ganz unterschiedlich
und das wirkt sich auch auf das einzusetzende Equipment aus. Es hat jetzt wenig Sinn "one
standard fits it all", dass wir sagen, wir haben jetzt ein Werk als Leitwerk mit einem Standard
und jetzt macht es bitte alle so. Das wäre vermessen und da muss man dann auch aus globaler
Sicht sagen, wir geben eine Lösungsmenge vor, ich sage es mal einer Art morphologischen Kasten
und basierend auf bestimmten Eingangsdaten wählt man aus der Lösungsmenge die beste Lösung aus
und es ist auch am Ende ein iterativer Prozess. Da muss man ganz ehrlich sein, es wird nicht ein
Knopfdruck sein und zack bumm habe ich die beste Routenzuglösung im Werk.
Ja das heißt, es gibt nicht den Standardroutenzug und das eine ist ja die Hardware, das andere ist
der Prozess, ja auch nicht den einen Routenzugprozess, sondern du hast es jetzt als
morphologischer Kasten beschrieben, dann eine gewisse Kombinationsmöglichkeit aus Zugmaschinen,
Anhängern, was habt ihr da noch für Elemente in eurem morphologischen Kasten?
Ja beispielsweise, wie du richtig sagst, das eine ist die Hardware, da sind wir ja kurz schon
darauf eingegangen, aber das andere ist auch vielmehr der Prozess. In dem Moment, wo du es
schaffen kannst, den Entkopplungspunkt am Bahnhof zu vermeiden, dass der Routenzugfahrer beispielsweise
auch die Verräumung im Produktionslager vornehmen kann, spare ich mir einen Schritt und kann den
Routenzugfahrer auch sehr gut auslasten, währenddessen ich vielleicht in einem Werk mit
extrem vielen Materialabrufen aus der Produktion das gar nicht möglich machen kann, weil der für
seine Route einfach zu lange fahren würde. Dann hätte ich beispielsweise den Entkopplungspunkt
noch mit einem Bahnhof, wo ich das Material abstelle und das würde dann durch einen
Feinlogistiker verräumt werden und da ist genau der Punkt, das ist vermessen zu sagen,
du musst es A oder B machen, sondern hier kommt es einfach darauf an, dass es für das jeweilige
Werk, für die jeweiligen Materialflüsse die bestmögliche Lösung ist und da kann man auch,
muss man ehrlich sein, im Zweifelsfall mit einer Lösung mal starten, die basierend auf den
Eingangsdaten vermeintlich die beste scheint und dann kann man ja immer noch schauen, dass man
das im Nachgang auch optimiert, beispielsweise wie viele Bahnhöfe oder Haltestellen verwende
ich überhaupt. Komme ich zu dem Entschluss nachher in der Praxis, okay, theoretisch wären fünf ideal
gewesen, jetzt gehen wir doch aber auf vier, weil wir das irgendwo zusammenfahren. Durchaus möglich,
das ist mal wieder beim iterativen Prozess. Wenn wir jetzt erstmal im ersten Schritt
hartwaerseitig bleiben, wo gibt es da die große Varianz in der Hardware? Ist es dann wirklich,
was die Trollys, die Anhänger anbelangt, was die Zugmaschinen anbelangt oder noch auf anderen
Ebenen? Also es meldet sich hauptsächlich bei den Anhängern, das Ziel sollte sein,
jetzt haben wir gerade über den Prozess gesprochen, was passiert eigentlich mit dem Material in der
Produktion, dass man da möglichst flexibel bleibt. Es gibt ja heutzutage Anhänger, da kann man,
egal ob es Paletten oder auch Behälterwagen, auch mit Rollen versehen und dann auch direkt
verfahren, egal ob das jetzt auf einer Einzelbehälter-Ebene ist oder mehrere Behälter auf
einem Anhänger oder auch die ganze Palette. Das heißt im Idealfall kann man also das Ladegut
zum finalen Senke direkt fahren und muss nicht das in irgendeiner Form nochmal aufnehmen mit
einem zweiten Betriebsmittel. Das muss eigentlich die Idee sein. Das heißt aus unserer Sicht werden
wir immer den Werken sagen, versuch deine Anhänger möglichst flexibel zu gestalten,
um eine große und Vielzahl von verschiedenen Ladehilfsmitteln transportieren zu können und
diese auch möglichst nah an den Verbauort zu bekommen, ohne zusätzliche Prozesse zu nutzen.
Und je flexibler meine Anhänger sind, je weniger brauche ich auch an verschiedenen Arten von
Anhängern, um dann eine Materialfläche auch bestmöglich abbilden zu können.
Das setzt häufig natürlich höhere Investitionen in der Regel voraus. Wenn ich jetzt was ganz
Einfaches nehme, das ist im ersten Moment günstiger, aber wenn ich mir die gesamte
Kostenbetrachtung anschaue aus der Prozesskostensicht, werde ich schnell feststellen,
dass mir der flexiblere Anhänger doch nachher mehr bringt.
Was für eine Größenordnung Anhängervarianten habt ihr dann im Einsatz, wenn ihr jetzt über
euren Standard redet?
Also das ist jetzt auch nicht so komplex, dass man jetzt davon ausgeht, da gibt es 20 verschiedene.
Also ich sag mal, wir haben klassischerweise vier, fünf verschiedene Trolley-Typen und was
man dann konfigurieren kann in die Trolleys rein, kommt dann ein bisschen drauf an.
Je nachdem, habe ich jetzt vielleicht auch Langhut zum Beispiel oder bin ich jetzt nur
auf Paletten und Behälter eben unterwegs, das kommt ein bisschen drauf an und da gibt es
einschlägige Anbieter, die kennen auch die meisten, die sich mit Routenzügen beschäftigen,
die dann eben auch aus ihrem Portfolio heraus das anbieten.
Das ist jetzt nichts Besonderes, einmal auf der Logimat und dann hat man sofort die richtigen
Einsprichbarheiten.
Das ist richtig, ja.
Ja und der zweite Part ist ja dann der Prozess.
Du hast es gerade schon so beschrieben, da gibt es dann auch entsprechende Unterschiede.
Habt ihr da so zwei, drei Standardprozesse, wie so ein Routenzug genutzt werden kann oder
ist das auch eher so modular, dass man sagt, okay, es gibt eigentlich so Grundbestandteile
in so einem Prozess und die muss ich dann halt entsprechend zusammensetzen?
Also ich sag mal grundsätzlich vom Materialfluss hatte ich es ja vorhin schon mal beschrieben.
Man hat in der Regel ein Hauptlager, wo das Material auf den Routenzug verräumt wird
und dann fährt der Routenzug, wie der Name ja schon sagt, seine Route ab, hält an bestimmten
Punkten und dann kommt es ein bisschen auf die individuelle Prozessgestaltung an, ob
das Material in die finale Senke verräumt wird oder doch noch in den Koppelungspunkt
dazwischen gesetzt wird.
Das ist glaube ich so der Hauptunterschied.
Und sonst, klar, es gibt natürlich auch gewisse Standards nachher in der Planungsphase, aber
ich vermute, darauf spielt es sich jetzt noch nicht an.
Ja, genau.
Über die Planung reden wir gleich.
Hier ging es jetzt mit Blick auf den Prozess auch eher um so Themen, zum Beispiel fest
getaktet oder bedarfsorientierte Fahrten.
Also, dass ihr da auch sagt, naja, sowas ist fest vorgesehen.
Wir machen das immer bedarfsorientiert, weil das rechnet sich oder keine Ahnung, dass es
da einen prozessualen Standard gibt.
Okay, also Richtung Organisation, ja.
Also, das ist schon so, dass wir auch Best Practices haben, die wir da vorschlagen.
In der Regel ist es schon so, dass die Idee sein sollte, dass man einen getakteten Routenzug
hat, einfach auch vor dem Hintergrund, dass doch eine gewisse Stabilität dort ist und
dass man dann auch weiß, wann in der Produktion mit dem Material zu rechnen ist.
Nichtsdestotrotz muss man auch hier aus unserer Sicht, one standard not always fits it all,
flexibel genug sein zu sagen, vielleicht bei kleineren Werken gibt man auch andere Rahmenbedingungen
vor, was aber eben nicht heißen soll, dass man das jetzt völlig frei gestalten kann.
Also, da muss eben zum Beispiel ein Zeitfenster von maximal von zwei Stunden festgelegt sein
und in dieser Zeit muss der Routenzug gefahren sein, ohne dass man ihm jetzt sagt, Taktzeit
30 Minuten.
Also, gewisse Rahmenbedingungen sollten vorgegeben sein, damit wir eben doch nach einem gewissen
Standard auch arbeiten und nicht jetzt jeder wie er will.
Habt ihr auch so ein Prinzip, dass ihr kontinuierlich fahrt, einfach unabhängig von der Taktzeit?
Also, gibt es auch, ja.
Wenn beispielsweise wirklich die Materialanforderungen sehr hoch sind, dass du automatisch den Routenzug
immer wieder so voll beladen wirst, dass du automatisch losfahren kannst, das gibt es
durchaus auch.
Aber man muss dazu sagen, der Trend geht schon Richtung Taktung, weil wir auch feststellen
wollen, ob wir mit den Routenzügen die richtige Auslastung haben und das findest du natürlich
am ehesten raus, wenn du einen Soll-Ist-Abgleich machen kannst.
Das heißt, du nimmst dann auch die Daten auf, war pünktlich, war zu spät, was war
denn eigentlich auch die Füllmenge?
Und daraus kann man natürlich auch Rückschlüsse ziehen, brauche ich eine zusätzliche Route
oder vielleicht auch einen zusätzlichen Routenzug für die Route?
Genau, das sollte eigentlich das Ziel sein, dass man auch nicht nur einfach fahren lässt,
sondern auch datenbasiert optimiert.
Mit Blick auf die Steuerung und Transparenz ist ein getakteter Routenzug aus meiner Erfahrung
das einfachste.
Ob es immer die höchste Auslastung bringt, ist dann eine andere Frage.
Man hat dann immer natürlich durch eine feste Taktung immer auch eine gewisse Ineffizienz,
aber dafür halt auch die Transparenz dann.
Absolut.
Sehr gut, jetzt haben wir uns schon ein bisschen über den Prozess geredet und jetzt hast
du es schon so ein bisschen angedeutet, es gibt ja nicht nur den Prozess des Betriebs
des Routenzuges, sondern aber auch die Frage, wie komme ich überhaupt hin zu dem Routenzug,
also wie plane ich den Routenzug?
Und das ist ja gerade, wenn wir über Standards reden, auch ein super entscheidender Part
der Weg zum Ziel.
Kannst du uns da mal mit reinnehmen, wie so euer standardisierter Planungsprozess aussieht?
Absolut, ja.
Also witzigerweise, ich hatte es eingangs schon erwähnt, ich denke, was ganz wichtig
ist, man muss wirklich am Anfang alle Bereiche abholen, auch nochmal zu erklären, was ist
eigentlich ein Routenzug, ja auch wenn einem das vielleicht optisch klar ist, aber auch
von der Funktionsweise, was sind die Vorteile und wenn man da erstmal eine gewisse Awareness
für geschaffen hat, dann geht es natürlich darum festzustellen, was sind denn eigentlich
meine Eingangsdaten.
Also typischerweise nutzen wir da eine "Plan for every part", ich denke, das ist in vielen
Unternehmen der Fall, das heißt, wir versuchen möglichst viele Daten einfließen zu lassen,
was sind eigentlich die Anforderungen nachher an die Produktionsversorgung und -entsorgung,
ja auch die unterschiedlichen Anforderungen der Produktionsbereiche zu berücksichtigen,
das ist ja auch das Spannende.
Ich kann ja eine sehr komplexe Produktionsstruktur haben, wo vielleicht ein Produktionsbereich
auf derselben Route ganz andere Anforderungen hat als ein anderer Produktionsbereich und
das dann herunterzubrechen auf die Teileebene, auch wenn dasselbe Teil in unterschiedlichen
Bereichen ist, das ist nachher das Spannende, festzustellen, wie oft werde ich eigentlich
fahren müssen, was muss ich eigentlich dorthin transportieren, wie schnell brauchen sie das
Material und du weißt es ja aus deinen eigenen Erfahrungen, die Anforderungen können sich
auch schnell ändern.
Das ist richtig.
Dementsprechend ist so eine Planung, eine Initialplanung gut und wichtig, aber man muss
da wirklich immer dranbleiben, datenbasiert einfach zu kontrollieren, sind wir noch auf
dem richtigen Weg.
Also "Plan for every part" ist das A und O, ganz klar.
Das ist der Triumph- und Angelpunkt für euch dann in der Planung.
Genau, definitiv und da muss man dazu noch sagen, haben wir einen Greenfield oder einen
Brownfield, sind wir jetzt im Greenfield unterwegs, haben wir auch festgestellt, was extrem wichtig
ist, beispielsweise die Fabrikplanungsbereiche dann, dass man gemeinsam sich mit denen abstimmt
und nicht aneinander vorbeiplant, denn das ist natürlich alles voneinander abhängig,
wie viel Platz brauche ich denn wofür, wie groß sind die Produktionslager, wie gestalte
ich die Bahnhöfe, was für Equipment nutze ich für den Routenzug, das bedingt sich ja
alles und da ist es ganz, ganz wichtig, dass man da auf eine Linie fährt und das hatte
ich auch schon erwähnt, bei unserem globalen Standard sind genau diese Bereiche auch involviert
worden.
Das haben wir jetzt nicht gesagt, Intralogistik, wir wissen wie das funktioniert, nein, nein,
sondern wir haben gesagt, okay, in einem Greenfield, ihr seid dabei, wir müssen gemeinsam überlegen,
wie kriegen wir das auf die Bahn.
Du hast jetzt "Plan for every part" ja erwähnt, ich hoffe mal, dass es viele kennen, ich weiß
es aber ehrlich gesagt nicht so richtig, es ist ja, also hören jetzt ja nicht nur Logistikexperten
zu, ich sage immer ganz gerne, es ist eigentlich so ein bisschen wie eine logistische Stückliste
oder ein logistisches Mengengerüst dazu.
Du hast es gerade schon beschrieben, da sind alle Teile drin, aber halt eben mit der Frage,
wo sie angeliefert werden müssen.
Was sind so Informationen, die ihr da mit drin habt in dem logistischen Mengengerüst und
wie verändert sich das auch über die Planung?
Ja, das ist genau der Punkt, also im Endeffekt musst du ja wissen, wo muss welches Material
hin in die Produktion, das heißt, du hast ein gewisses Layout, was dazu führt, wo ein
Produktionslager stehen wird, wo dann auch dementsprechend der Bahnhof oder die Haltestelle
stehen wird und da muss ich mir genau anschauen, okay, welche Teilnummern sind das, wie sind
die Verbräuche, welche Abrufe sind dort, gibt es auch aus der ABCXYZ-Analyse irgendwelche
Ausreißer, gibt es eine Kanbansteuerung oder ist das nur auftragsbezogen und in welchen
Behältern wird das Material denn auch eingelagert, bei uns im Hauptlager will aber vielleicht
auch anders abgerufen werden aus der Produktion, also im Endeffekt versuchst du so viel Transparenz
wie möglich herauszufinden, was eigentlich die Produktion am Ende des Tages möchte.
Du kennst das wahrscheinlich auch, die sagen, ich brauche das Material und dann hört es
gefühlt auf und so funktioniert es natürlich nicht, sondern man muss gemeinsam die Anforderungen
definieren, welches Material brauchen sie in welcher Menge und auch in welchen Behältern,
weil nur weil die Logistik sagt, ein großer Behälter ist schön für uns, dann müssen
wir seltener fahren und den können wir auch schön handeln, heißt das nicht, dass der
in der Produktion nachher auch genutzt werden möchte, weil man dann eben längere Reichweiten
hat, vielleicht auch die schlechter in den Arbeitssystem integrieren kann.
Also am Ende des Tages, um es in einem Satz zu sagen, ich möchte genau wissen, was die
Produktion an welchem Produktionsbereich für Teile in welcher Form haben möchte und wie
regelmäßig.
Ja, sehr gut.
Ich meine, das ist der Ausgangspunkt auch am Ende von der Planung, die Anforderungen
aus der Produktion.
Du hast es selber auch schon beschrieben, genauso brauchen wir natürlich auch alle
Informationen aus der Logistik, wie habe ich das in meinem Hauptlager, das Teil, was für
Verpackungen, Ladungsträger und so weiter, Füllgrade und nutzt ihr diesen Plan für
wie part dann auch als Ergebnis der Planung, also hinterlegt ihr dann dort auch zum Beispiel
die Routen und die Verbindung dann auch zu zum Beispiel Trolleys und ähnlichem, wie
nutzt ihr das in der Planung?
Also mehr oder weniger genau.
Also wir nehmen es erstmal als Ausgangsbasis, wie du richtig gesagt hast, muss auch der
Abgleich erfolgen mit dem Hauptlager.
Ich meine, aus der Wertstromsicht wird es immer so sein, dass man versucht, in dem Fall
der Produktion, im besten mögliche Anlieferungen zu gewährleisten.
Zur selben Zeit muss man aber auch schauen, also wenn jetzt zum Beispiel dasselbe Teil
in zwei Bereichen in unterschiedlichen Behältern angefordert werden sollte, ob man nicht vielleicht
auch gemeinsam schauen kann, ob das standardisiert werden kann auf einen Behälter, weil das
ja insgesamt zu einer Prozesseffizienz führt.
Das ist das eine und dann, wie du vorhin auch gesagt hast, man muss sich dann gegebenenfalls
auch den Änderungen, also ich sage mal gerade was Absatzzahlen oder Produktionslosgrößen
und so weiter betreffen, dass man dann eben auch schaut, ändert sich dann vielleicht
auch was an der Anlieferform.
Und das Ergebnis der Planung, das mündet natürlich dann in den Routen und auch in dem Equipment,
was dort zu nutzen ist.
Weil wenn ich weiß, welche Ladungsträger ich transportieren will, dann kann ich natürlich
auch das Equipment auswählen und sagen, okay, basierend auf dem, wie wir es heute transportieren
sollen, nehme ich das und das Equipment.
Wenn wir jetzt so den gesamten Planungsprozess anschauen, habt ihr den irgendwie in Phasen
unterteilt, dass man sagen kann, okay, das sind so die Hauptschritte, die man durchläuft
für die Planung eines Routenzüges?
Genau, also da haben wir im Prinzip eine Art iteratives Prozessmodell, wie Eingangs erwähnt,
wo man wirklich anfängt mit dem erstmal Awareness schaffen, hin zur Datenanalyse, dann sind
beispielsweise auch die Kollegen aus Operation Excellence dabei, die dann mit ihren Wertströmen
auch wichtige Informationen liefern und dass man dann ein Stück weit auch zur Equipment-Auswahl
kommt und zur Routenbildung und dass man dann im Endeffekt im Regelfall, gerade im Greenfield,
auch eine Art Pilot macht, um zu erklären, okay, so sieht die Steuerung aus, so sieht
der Prozess aus und dann die anderen Routen im Prinzip dann nachzieht und basierend auf
der Initialplanung umsetzt.
Ja, super.
Das ist schon die perfekte Überleitung, weil das ist ja nämlich auch meine nächste
Frage gewesen, wie sieht denn der Rollout aus und dann auch die Einführung konkret,
weil das ist wahrscheinlich mit der spannendste Punkt.
Man hat eine tolle Planung gemacht, die steht jetzt erstmal auf Papier oder digital und
dann geht es darum, die entsprechend umzusetzen.
Gibt es da Erfahrungen, wo du sagst, das sind Dinge, die man auf jeden Fall berücksichtigen
sollte?
Eins wäre jetzt schon mit einem Pilot zu starten, also mit einem Routenzug heißt das
wahrscheinlich dann oder mit einer Route.
Genau, also erst mal muss man dazu sagen, dass wir bei festem und hohem Anspruch auf
unsere Standards haben, das wird jedes Unternehmen sagen, aber was meine ich jetzt genau damit?
Ich meine damit, dass wir uns, obwohl wir jetzt bereichsübergreifend diesen Standard
entwickelt haben, nicht zurücklehnen und sagen, das ist es, ja das funktioniert gut,
sondern wir haben etwas, das nennt sich Challenge-Prozess.
Das bedeutet, bevor wir diesen Standard global freigeben, lassen wir uns neudeutsch challengen.
Wir laden also unterschiedliche Business-Partner ein, diesen Standard zu prüfen und ganz kritisch
zu hinterfragen, ist das so auch anwendungsnah oder gibt es Verbesserungspotenzial und da
sind natürlich viele der Business-Partner wirklich die Logistikleiter der Werke oder
auch die Teamleiter aus dem Bereich, wo der Routenzug eingesetzt werden soll, die dann
ganz kritisch aus ihrer Anwendungssicht schauen, okay, ist denn das, was ihr euch in gewisser
Weise theoretisch überlegt habt, auch anwendungsnah?
So und das ist der erste Schritt, glaube ich, Richtung Validierung, den Standard erst mal
abnehmen zu lassen und Richtung Pilotierung haben wir jetzt auch das Glück, dass wir
zwei neue Werke in den letzten Jahren gebaut haben bzw. im Prozess sind diese zu bauen
und genau da kann man natürlich den Standard jetzt wunderbar testen, weil wir jetzt nicht
unbedingt in irgendein Werk gehen müssen, was schon einen hat oder vielleicht überlegt
einen haben zu wollen, sondern zu sagen, Standard ist jetzt abgenommen, final, jetzt gucken
wir aber mal, ob das auch eins zu eins so funktioniert und ich bin mir ziemlich sicher,
so gut auch unser Standard ist, wir werden ihn noch verbessern können.
Aber das zeigt ja auch einen guten Standard aus, dass er lebt und weiterentwickelt wird.
Also natürlich ein Best Practice definiert auch festhält, aber heißt ja nicht, dass
er dann auf immer und ewig so sein muss.
Dafür gibt es ja auch ein KVP, dass man wirklich auch kontinuierlich ein Stück weit hinterfragt,
was kann man da vielleicht noch besser machen.
Genau, super.
Du hast jetzt so beschrieben, dass ihr auch die verschiedenen Bereiche dazu genommen habt,
auch eben jetzt Werke habt, wo ihr sagt, ihr könnt es ausrollen.
Waren die dann auch schon bei der Erstellung mit beteiligt oder wie habt ihr das bei der
Entwicklung des Standards gemacht?
Sehr gute Frage, hätte ich vielleicht auch noch mal erwähnt.
Also genau diese neuen Werke waren auch schon involviert, dass wir dann jetzt nicht nur gesagt
haben, wir haben danach Richtung Validierung, dann nehmen wir dann eher Werke, die Routenzüge
schon fahren, sondern wir haben während der Standarderstellung diese Werke auch schon einbezogen
und auch ein Stück weit, sag mal on the fly, den Standard schon ein Stück weit gechallenged
und geschaut, ob das soweit eigentlich alles passt und konnten da auch sicherlich einige
gute Erkenntnisse ausentnehmen und ich denke, wir haben da wirklich ein richtig gutes Ergebnis
gemacht.
Wenn wir jetzt über den Rollout reden, ist ja dann auch so ein bisschen die Frage, wer
macht dann zukünftig die Planung?
Also wird die Planung von den Routenzügen bei euch dann zentral gemacht oder ist dann
auch ein Plan, die Mitarbeiter in den einzelnen Werken zu befähigen, dass sie das auch kontinuierlich
dann selber machen können?
Also sowohl als auch.
Im Endeffekt, ich finde das ganz gut, immer diese Analogie, dass wir jetzt nicht den Werken
immer die Fische nur geben, sondern wir wollen jetzt schon das Anglerzeug geben, dass sie
auch selber in der Lage sind zu angeln.
Nichtsdestotrotz ist es auch illusorisch zu sagen, jetzt gibt es einen Standard und jetzt
macht das jeder mal separat in jedem Werk für sich alleine, sondern es wird gerade,
ich denke, in der Implementierungsphase wichtig sein, dass man dabei ist, dass man es gemeinsam
macht und wenn dann auch das Wissen und die Kompetenz im Werk vorhanden ist, dann kann
ein Rollout, zweite, dritte Route oder vielleicht auch Erweiterung von Routen, das kann dann
in der Regel auch durchs Werk alleine erfolgen und wir sind ja auch im Regelaustausch, kann
man ja dann auch sich immer wieder austauschen, inwiefern vielleicht ein Support nötig ist
oder ob man es aus der Governance alleine schafft.
Sehr gut.
Ein weiteres Thema, was ja auch unheimlich wichtig ist, wenn wir über intralogistische
Prozesse reden, ist das ganze Thema Digitalisierung, die IT im Hintergrund.
Wie ist das bei euch, wenn wir jetzt über die Milkruns reden, was für eine Rolle spielt
da die Software?
Genau, also ich habe es ja vorhin schon mal erwähnt, Daten sind da natürlich nicht nur
bei der Planung wichtig, sondern auch beim Betrieb, dass man wirklich auch prüfen kann,
inwiefern ist der Routenzug jetzt so wie er eingesetzt ist optimal.
Da wäre ideal ein Transport-Light-System, das haben wir jetzt noch nicht in allen Werken,
da sind wir noch dran, das ein Stück weit nachzuziehen, wo wir es vermehrt bei der Standardisierung
sehen, ist das Thema Warehouse-Management-System.
Da haben wir jetzt in immer mehr Werken das Extended Warehouse-Management von SAP als Standard
implementiert und dann geht die Reise auch, dass wir bei uns in der globalen IT-Architektur
das EWM überall vorfinden und basierend auf dem WMS-Standard dann eben auch weitere Software-Applikationen
ausrollen, zum Beispiel das Transport-Light-System, um die Routenzüge noch effektiver zu steuern
oder auch noch mehr Daten zu gewinnen.
Aber ich muss auch gleichzeitig sagen, weiß nicht wie du das siehst, aber ein Tool oder
eine Software löst ja auch nicht alles.
Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, dass der Prozess funktioniert, dass vor allem die,
die den Prozess nachher leben, auch wissen, was sie tun und wenn das sehr gut organisiert
ist, dann unterstützt nachher diese Software oder dieses Tool.
Und da sind wir jetzt gerade an dem Punkt zu sagen, wir wollen eigentlich erstmal den
Prozess möglichst optimal planen und auch leben und dann zusätzlich durch die Tools
ergänzen.
Also das ist absolut richtig.
Wenn ihr jetzt den Prozess, den Routenzugprozess standardisiert habt, dann hilft das euch nachher
massiv in der Digitalisierung.
Wenn jeder das komplett unterschiedlich macht, wird es schwierig, das auch mit der tollsten
Software der Welt dann standardisiert abzubilden, wenn jedes Werk das anders macht.
Also von dem her ist der Weg genau richtig.
Aber andersrum hilft es natürlich dann auch, standardisiertes Software zu haben, um dann
den Prozess zu standardisieren.
Also es ist beides in beide Richtungen.
Man muss natürlich dazu auch sagen, im ERP, also da sind wir ja schon immer an einem Standard
gewesen und da ist natürlich so, was nachher in der Produktion passiert aus materiellem
Flusssicht, das findet ja in erster Linie erstmal im ERP statt, zumindest an der Schnittstelle
zur Logistik und da müssen ja ohnehin nach Standards gearbeitet werden.
Also ich nenne jetzt mal die Begriffe Produktionslager, Produktionsversorgungsbereich, Anlieferziele,
das sind SAP Stammdaten und die müssen natürlich dann auch standardisiert gepflegt werden.
Also das sind so die Sachen, an die ich gar nicht im ersten Moment immer denke, weil das
für mich ganz normal ist, aber klar, wenn ich jetzt in ein neues Werk gehe und sage,
jetzt machen wir mal einen Routenzug gemeinsam und planen das mal, dann ist genau das ein
Ergebnis, dass wir am Ende auch diese Stammdaten sauber gepflegt haben.
Ja klar, wenn ein Werk neu ist, muss man das auch erstmal aufbauen.
Richtig, beim neuen Werk ohnehin.
Sehr gut, ja vielen Dank für den Einblick da.
Ich möchte zum Abschluss noch mit dir den Blick nach vorne wagen und einen Ausblick
machen, weil wir sind ja schon zum Start, sind ein bisschen eingestiegen, naja wie bedeutsam
sind Routenzüge überhaupt noch in Anführungszeichen?
Und das ist ja auch nicht eine ganz unberechtigte Frage, weil eben das Thema Direkttransporte
natürlich durch die Automatisierung massiv an Fahrt gewonnen hat, auch durch die immer
höhere Flexibilität, wenn wir jetzt nicht nur über fahrende Transportsysteme reden,
sondern auch über AMRs, also autonome Transportroboter, wenn man das jetzt mal übersetzen will.
Wie siehst du das?
Ist das ein Trend, den du da auch wahrnimmst, dass die AMRs so ein bisschen den Routenzügen
den Rang ablaufen oder vielleicht auch immer mehr ablaufen werden?
Also es ist definitiv ein Trend, ja, wenn man, ich sage mal, regelmäßig zur Logimat
geht, beispielsweise dann stellt man das ja immer mehr fest, dass der Anteil der Hersteller
von fahrlosen Transportfahrzeugen oder auch von AMRs immer weiter steigt.
Nichtsdestotrotz, wir setzen beides bei Festo ein.
Wir haben auch in verschiedenen Werken unterschiedliche fahrlose Transportfahrzeuge oder AMRs, also
ich unterscheide da mal nicht so richtig.
Genau, das setzen wir auf jeden Fall ein, aber ich glaube es zumindest für Festo kurz-
bis mittelfristig illusorisch, dass die komplett die Routenzüge ablösen würden, wenn dann
eher der Schritt dahin zu gehen, zu sagen, kann ich vielleicht den Routenzug als solchen
autonom steuern, das wäre sicherlich auch eine denkbare Lösung.
Da sind wir wieder bei der Eingangsfrage, wie sieht der nachfolgende Prozess aus?
Hat der Routenzugfahrer in seiner doch vorhandenen Flexibilität Sinn an der Stelle oder geht
es mir wirklich darum, den Transport nur zu automatisieren?
Was glaube ich ganz wichtig dabei ist, und das kennst du auch sehr gut, das Thema End-to-End.
Also wenn ich es nicht schaffen sollte, meinen AMR so zu integrieren, dass ich sowohl bei
der Aufnahme der Ware als auch bei der Abgabe der Ware kein manuelles Handling dabei habe,
dann ist in der Regel der Business Case schon fast gestorben.
Und zusätzlich ist es so, umso mehr unterschiedliche Materialien ich habe, umso höher meine Varianz
bei den Ladehilfsmitteln wird, umso schwieriger ist es.
Das ist gut zu automatisieren, ja.
Ja, aus meiner Sicht, man sieht doch viele Paletten dann immer fahren und bei uns sind
Paletten eigentlich eher das untergeordnete Medium in der Produktion.
Wir sind da wirklich auch aus Staubsicht und so weiter ganz klar bei den Behältern, da
ist ja immer sehr viel Elektronik noch, da braucht man dann ohnehin ESD-konforme Behälter.
Und ja, da sehe ich es doch ein bisschen kritisch, ob das so schnell gehen wird.
Also du meinst, die Behältervielfalt dann generell mit Fahrlosen- und Transportsystemen
abzubilden, ist schon eine Herausforderung.
Und dann auch das Thema Übergabe, also die Schnittstellen, das sehe ich auch, definitiv.
Und ja, wie du schon gesagt hast, eine Option wäre es ja, den Rundzug zu automatisieren.
Aber da siehst du, wenn ich dich gerade richtig verstanden habe, eigentlich auch nur den Transport
selber in der Automatisierung und gar nicht so sehr dann auch die Schnittstellen.
Oder kannst du dir vorstellen, dass man so einen vollautonomen Rundenzug mittelfristig
hinbekommt?
Da muss ich ehrlicherweise passen.
Ich weiß nicht, ob es das in der Form schon gibt, also dass der Rundenzug selber fahren
kann, das weiß ich schon.
Da haben wir uns auch schon mal Lösungen angeschaut.
Aber gerade das Thema, wie belade ich den und wie entnehme ich die Ware und zwar nicht
so, dass es nur irgendwo steht, sondern dass es eigentlich da steht, wo es hingehört.
Und das, glaube ich, macht es richtig.
Und das macht es, glaube ich, am Ende schon recht komplex.
Und da bin ich wieder bei dem, was ich vor fünf Minuten gesagt habe.
Ich glaube, der Prozess ist ganz wichtig und entscheidend.
Wenn ich den erst mal perfektioniere, dann bin ich noch gar nicht an der Stelle, ob ich
den unbedingt automatisieren muss.
Und ihr stellt doch immer wieder fest, der Mensch ist gerade im Logistikbereich eine
oft auch spielungsversetzende Ressource.
Zum Glück, finde ich.
Ja, also man sagt ja immer, das sind so simple Tätigkeiten, aber da sieht man dann doch,
wie groß die Vielfalt und Varianz ist und was da alles im wahrsten Sinne des Wortes
gehandelt werden muss.
Ja, definitiv.
Was mir dann aber auch gleich einfällt, ist, dass es natürlich schon auch Ansätze gibt,
auch gerade Kleinladungsträger automatisiert zu handeln.
Habt ihr euch mit solchen Ansätzen mal beschäftigt, jetzt abseits vom klassischen Rundenzug?
Absolut, ja.
Also wir haben auch schon mal Studien bei uns in einem der Werke gemacht, um mal festzustellen,
gibt es denn vielleicht, ich nenne es jetzt mal intelligentere Lösungen, wie man so ein
AMA auch einsetzen kann.
Da gibt es ja durchaus Lösungen am Markt, die automatisch die Behälter aufnehmen und
auch wieder abgeben können.
Aber was wir damals, da war es auch noch ein Startup, festgestellt haben, es kommt wirklich
sehr stark auf deine Struktur vor Ort an.
Also ich sage mal, wenn ich jetzt ein neues Werk baue, dann kann ich mir ein Stück weit
auch die Anforderungen vom Transportprozess oder vielleicht auch in dem Fall von dem AMA
ein Stück weit in die Planung mit einbeziehen.
Bin ich im Brownfield unterwegs, stelle ich doch oft fest, das muss ich umbauen, da komme
ich gar nicht richtig ran, hier das und jenes.
Und dann, ich sage mal, ist es ja zwungen.
Und ja, zwungene Lösungen sind in der Regel nicht die besten Lösungen.
Ja, das ist richtig.
Man sollte eigentlich vom Prozess zum Equipment kommen und nicht andersrum.
Und manchmal habe ich das Gefühl, wir versuchen eine tolle Lösung, die wir irgendwo sehen,
zu sagen, jetzt müssen wir mal gucken, wie wir das irgendwie bei uns in die Produktion
kriegen.
Und das kann funktionieren, muss aber nicht.
Aber ich sage es dir ganz ehrlich, wir haben jetzt noch eine Werksplanung in der Pipeline
und da ist unser Ziel eigentlich schon, dass wir auch mal dieses End-to-End schaffen.
Also automatisiert aber dann.
Genau, wir haben ja jetzt schon fahrlose Transportfahrzeuge bei uns im Produktionsverbund, aber da geht
es wirklich darum, ein Stück weit vom Einlagern bis hin zum Verbau einer Produktion kein manuelles
Handling zu haben.
Und das ist auch realistisch, aber, sage ich auch ganz gerne einschränkend, weil es genau
für dieses Werk und für diese Produktionsstruktur passt.
Ja, ich sage mal technologisch geht das alles.
Also da kann man auch vieles machen.
Aus meiner Sicht sind immer zwei Fragen.
Was für einen Aufwand muss ich betreiben?
Dann kommen wir wieder zum Thema Wirtschaftlichkeit.
Und das andere ist, wie flexibel ist das dann nachher auch noch?
Und das ist das, wo man ja gerade da auch eine große Stärke hat mit den bisherigen
Systemen, auch wenn sie manuell sind.
Ja, sehr interessant auch zu sehen, wie sich das bei euch weiterentwickelt.
Danke auch für den Einblick und bin gespannt, was sich dann die nächsten Jahre bei euch
tut.
Danke, Alex.
Gerne.
Ciao.
Feedback geben
Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib uns eine Nachricht. Vielen Dank für Dein Feedback!